Allochthone Mauereidechsen in Altenhain

Allochthone Mauereidechsen in Altenhain

STEVE HAHNEMANN
Oktober 2014


Der Steinbruch am Haselberg in Ammelshain war bereits schon mehrfach ein Ziel für herpetologische Untersuchungen. So schrieb Hr. Steinecke seine Diplomarbeit über die dort zahlreich vorkommenden Mauereidechsen (Podarcis muralis muralis) und auch im Buch von Dr. Schulte "Die Mauereidechse-erfolgreich im Schlepptau des Menschen" finden sie Aufmerksamkeit. Sie ist die größte Mauereidechsenpopulation in den neuen Bundesländern und zählt zu den größten allochthonen Vorkommen in ganz Deutschland.
Weit weniger Beachtung hingegen hat die Schwesterpopulation im naheliegenden Steinbruch bei Altenhain gefunden. Der Steinbruch ist ca. 10 Fahrminuten von der Autobahnabfahrt A14 Ammelshain entfernt.

Abb. 1: Weibliche Mauereidechse (Podarcis m. muralis)

Abb. 2: Weibliche Mauereidechse (Podarcis m. muralis)

Abb. 3: Männliche Mauereidechse (Podarcis m. muralis)

Ob die Tiere selbst aus dem ca. 2 km entfernten Steinbruch Ammelshain ihren Weg dorthin gefunden haben oder ob es das Ergebnis einer Sekundäraussetzung ist, lässt sich wohl nicht zweifelsfrei feststellen. Auch hier handelt es sich um Podarcis muralis muralis, also der südosteuropäischen Nominatform der Mauereidechse. Die Männchen zeichnen sich durch eine intensiv ziegelrote Bauchfärbung aus. Es ist jedem, der den Steinbruch Ammelshain besucht, ans Herz gelegt einen Abstecher nach Altenhain zu machen. Dieser Steinbruch ist ein idyllisches Stück Natur. Hohe Felswände aus Porphyr umschließen ein kleines "Tal" mit einer großen Trockenwiese und einem kleinen See mit glasklarem, erfrischendem Wasser. Es gibt dort auch einen offenen Schachteingang für die ganz Waghalsigen, Lebensmüden oder Fledermausliebhaber. Die Trockenwiese wird von zahlreichen blauflügligen Ödlandschrecken besiedelt. Die Mauereidechse kommt im Bereich der Felswände in großer Stückzahl vor, meidet aber die offenen Flächen. Laut SCHULTE et al. sollen um die 250 Podarcis dort leben. Mittlerweile dürften es wohl sogar noch mehr sein. Nach meiner subjektiven Einschätzung ist die Anzahl der Individuen pro Quadratmeter noch größer als in Ammelshain. Doch die Mauereidechse ist nicht die einzige herpetologisch interessante Art.

Abb. 4: Ringelnatter (Natrix natrix)

So kann man im Steinbruch auch die Ringelnatter (Natrix natrix) recht zuverlässig finden. Die Jungtiere verstecken sich gerade in den frühen Morgenstunden unter flachen Steinen.

Abb. 5: Männliche Mauereidechse (Podarcis m. muralis)

Abb. 6: Weibliche Mauereidechse (Podarcis m. muralis)

Wo sich so viele Eidechsen tummeln darf natürlich der spezialisierte Eidechsenjäger in Form der Schlingnatter (Coronella austriaca) nicht fehlen. Auch sie ist hier regelmäßig anzutreffen.

Abb. 7: Schlingnatter (Coronella austriaca)

Im hinteren Bereich des Steinbruchs steht ein zerfallenes Gebäude ohne Dach. Hier ist es feucht und schattig. Dieses Domizil nennen Blindschleichen (Angius fragilis) ihr Eigen.
Nicht zu übersehen ist, dass der Steinbruch gerne als Partyzone für Jugendliche herhalten muss, aber auch Angler lassen leider ihren Müll achtlos liegen. Das trübt leider etwas das Gesamtbild des Naturidylls. Zu guter Letzt kann man auf dem Weg zum Steinbruch am Waldrand hin und wieder Waldeidechsen (Zootoca vivipara) beobachten.
Wer also auf der A14 unterwegs ist und bei der Abfahrt Ammelshain vorbeikommt, sollte mal einen kleinen Abstecher nach Altenhain machen. Es lohnt sich.


Verfasser: Steve Hahnemann, SteveHahnemann@web.de