Podarcis muralis in Freiburg

Südeuropäische Mauereidechsen in Freiburg

NORBERT LIEDMEIER, Februar 2006

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Bei Kurzaufenthalten in Freiburg im August 2003 und im August 2005 bin ich unweit der Innenstadt an der Dreisam jeweils auf Mauereidechsen gestoßen. 2003 habe ich einige wenige, ausschließlich braunrückige Exemplare gesehen, die ich ohne allzu langes Nachdenken der autochthonen Unterart merremia zugeordnet habe. 2005 habe ich dann allerdings an gleicher Stelle sehr viel mehr Eidechsen (insgesamt sicher mehr als 30 adulte und subadulte Exemplare) beobachten können, die zwar in der Mehrzahl ebenfalls braunrückig waren, unter denen sich aber auch etwa 5 grünrückige befanden. Insgesamt war die Rückenfärbung sehr variabel. Bei den grünrückigen Eidechsen reichte das Spektrum von einem leichten grünen Anflug über ein Gelbgrün bis zu einem intensiven Grün. Die intensiv grün gefärbten Exemplare könnten - ihrem äußeren Erscheinungsbild nach - der Unterart nigriventris bzw. maculiventris nahestehen. Gegen eine reinblütige Nigriventris-Population spricht allerdings schon das deutliche Überwiegen braunrückiger Tiere. Für mich bestehen aber kaum Zweifel daran, dass der Ursprung der Freiburger Population an der Dreisam angesichts der grünen Exemplare zumindest teilweise auf ausgesetzte Tiere zurückgeht. Intensive Grüntöne sind bei der am Oberrhein autochthonen Unterart merremius nach meiner Kenntnis nicht anzutreffen.

Abb. 1 Habitat der Mauereidechsen an der Dreisam. Die Tiere leben an beiden Seiten des Fußwegs. Die Felssteine, auf die sich ihr Vorkommen konzentriert, sind auf dem Bild leider nicht zu erkennen.

Abb. 2 ( Weibchen) Die Bilder 2 bis 7 zeigen Tiere, deren Phänotyp auf die Unterart merremius hindeutet.
Abb. 3

Abb. 4 und 5 (Männchen und Weibchen)
Abb. 6 und 7 Bei den Paaren auf den Bildern 6 und 7 wird der Geschlechtsdimorphismus deutlich.

Die Tiere leben - verteilt über eine Strecke von zumindest 300 m - in der Uferbefestigung der Dreisam, die aus großen, unregelmäßig und unverfugt angeordneten Felssteinen besteht. Das Habitat befindet sich auf der Nordseite der Dreisam und ist so nach Süden exponiert. Es ist der Morgen- und Abendsonne zugänglich. Im für deutsche Verhältnisse ohnehin warmen Freiburg ist der Standort auch in Bezug auf das Kleinklima begünstigt. Die teils mit höherem Gras bewachsene Uferbefestigung wird parallel zur Dreisam durch einen recht stark begangenen Fußweg in einen oberen und unteren Teil geteilt. Beide Teile sind von den Eidechsen besiedelt, der obere Teil nach meinem Eindruck etwas stärker. Es mag Zufall sein, aber die grünrückigen Exemplare habe ich aussschließlich im oberen Teil beobachten können. Die Population machte insgesamt einen vitalen Eindruck; es waren auch einige Jungtiere zu sehen. Da die Eidechsen durch den Fußweg, der mitten durch ihr Areal verläuft, mit vielen Menschen konfrontiert werden, sind sie wenig scheu. Die Fluchtdistanz beträgt bei vorsichtiger Annäherung - individuell verschieden - nur 1,5 bis 0,5 m.

Auf den Bildern 8 bis 16 sind Eidechsen zu sehen, deren mehr oder weniger grüne Färbung einen - zumindest teilweisen - südeuropäischen Ursprung nahe legt. Die Tiere auf den Bildern 8 bis 10 sind intensiv grün gefärbt, die auf den Bildern 11 bis 13 "nur" gelbgrün.

Abb. 8 (Männchen)
Abb. 9

Abb. 10 Ein grünrückiges Männchen ist mit einem graubraunen Tier vergesellschaftet, das ich für ein Weibchen halte
Abb. 11 (Männchen)

Abb. 12 (Männchen)

Auf den Bildern 14 bis 16 haben die Tiere nur einen grünen Anflug. Diese Exemplare, die besonders großwüchsig erscheinen, könnten Mischlinge zwischen den Unterarten merremia und nigriventris bzw. maculiventris sein. Die Jungtiere auf den Bildern 17 und 18 belegen, dass die Kolonie an der Dreisam erfolgreich reproduziert.

Abb. 13 (Männchen)
Abb. 14 (Männchen)

Abb. 15 (Männchen)
Abb. 16 (Männchen)

Abb. 17 Jungtier
Abb. 18 Jungtier

Im Zusammenhang mit den ausgesetzten Mauereidechsen an der Dreisam erscheint ein Hinweis interessant, den ich in Böhmes Handbuch der Reptilien und Amphibien Europas (Bd. 2/II, S. 261) zum Vorkommen der Ruineneidechse Podarcis sicula (!) gefunden habe. Danach sollen im Jahre 1913 in Freiburg an der Dreisam Ruineneidechsen ausgesetzt worden sein, die sich bis zumindest 1924 gehalten hätten. Für die Zeit danach wird vermutet, dass die Population wieder erloschen sei.