Annual meeting:


Bericht über die Jahrestagung der DGHT-AG Lacertiden vom 17. bis 19. März 2023 in Gersfeld/Rhön

Insgesamt 42 Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden sich zur Jahrestagung der DGHT-AG Lacertiden im Bürgersaal der Stadthalle in Gersfeld ein. Damit hatte die Warterei endlich ein Ende, nachdem unsere Tagung in den zwei Jahren zuvor jeweils Coronabedingt ausfallen musste. Dementsprechend groß war die Freude der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, in diesem Jahr endlich Freunde und Bekannte wiederzusehen sowie auch neue Gesichter kennenzulernen. Nach einem gemeinsamen Abendessen im Hotel „Sonne“ berichtete RÜDIGER SCHLEPPER (Quickborn) im Freitagabendvortrag über „Eine ‚Corona-Reise‘ nach Slowenien und den kroatischen Inseln Krk und Cres“. In den mediterranen bis subalpinen Kriechtierparadiesen konnten RÜDIGER und seine Reisebegleiter unter anderem viele Smaragdeidechsen und Riesensmaragdeidechsen, Prachtkiel- und Ruineneidechsen, Horvaths Gebirgseidechsen und Mauereidechsen sowie Karstläufer und mit Zootoca carniolica auch eierlegende Waldeidechsen antreffen. Die Schlangen, Schildkröten und Amphibien – das darf man auf einem Eidechsentreffen so sagen – waren schön anzusehendes herpetologisches „Beiwerk“. Den anschließenden Abend verbrachten die Tagungsteilnehmer in gemeinsamer Runde, um sich in angenehmer und lockerer Atmosphäre über alles Neue aus der Welt der Eidechsen auszutauschen.

Wie üblich erfolgte die offizielle Begrüßung am Samstagmorgen durch die AG-Leitung, und im Anschluss folgte der Vortrag von THOMAS BADER, JOHANNES HILL und GERHARD EGRETZBERGER (Wien) „Chalkidike – immer lohnenswert, nicht nur der Eidechsen wegen“. Praktische Tipps zur Futtertierzucht hatte anschließend JOCHEN ZAUNER (Riedering) parat. Mit seinem Vortrag „Die Futterbox – Zucht mehrerer Futtertierarten für Eidechsen in einem Behälter“ konnte er den Terrarianern unter den Zuhörern nützliche Tipps vermitteln. RICHARD KOPECZKY (Wien) nahm uns im Anschluss mit auf die Reise ins südliche Afrika und berichtete in wunderschönen Bildern über „Herpetologische Eindrücke aus Namibia“, bevor BART SPANOGHE (Ravels) leidenschaftlich über seine „Außenterrarien für Lacertiden in Belgien“ und seine damit erzielten Haltungs- und Nachzuchterfolge berichtete.
Nach der Kaffeepause stellte RICHARD PODLOUCKY (Isernhagen) die durchaus berechtigte Frage, „Wie kommen Zauneidechsen in die Elbe? – Beobachtungen an einer Inselpopulation vor den Toren Hamburgs“. Dass dabei eine dermaßen hohe Populationsdichte der Zauneidechse ausgerechnet auf einer Elbinsel angetroffen werden konnte, erstaunte jeden Zuhörer. „Kastellorizo – der ferne Osten Griechenlands“ lautete der Titel des anschließenden Vortrags von PETER OEFINGER (Düsseldorf). Auf der ruhigen und nur etwa 9 Quadratkilometer großen Insel konnte der Referent Anatololacerta pelasgiana ausmachen, die genetischen Untersuchungen nach von Rhodos hierher verschleppt wurden. Und auf dem nur 500 m vor Kastellorizos Küste gelegenen Inselchen Psomi konnte er schließlich Anatololacerta finikensis nachweisen, die sonst nur vom benachbarten türkischen Festland bekannt war.
Bei der Mitgliederversammlung erfolgte nach dem Rechenschafts- und dem Kassenbericht des Vorstandes die Neuwahl der AG-Leitung. Dabei wurde der alte Vorstand in seinen Ämtern bestätigt.
Über die „Unterschiedliche Einnischung von Podarcis muralis nigriventris und P. siculus campestris in der zentralen Toskana“ berichtete im Anschluss GUNTRAM DEICHSEL (Biberach), und THOMAS BADER (Wien) stellte „Das Geheimnis der Zauneidechsen in meinem Garten“ vor. Die Zauneidechse stand auch im anschließenden Vortrag „Zum fraglichen Vorkommen der Zauneidechse (Lacerta agilis LINNAEUS, 1758) in Südtirol mit Bemerkungen zu den dort vorkommenden weiteren Eidechsenarten“ von ALEXANDER PIEH (Stuttgart) im Mittelpunkt.
DIETER KREUZ (Zellingen) berichtete über „Podarcis tiliguerta – Haltungs- und Zuchterfahrungen“, bevor uns JOHANNES HILL und RUDOLF KLEPSCH (Wien) mit auf eine „Naturkundliche Reise in die Extremadura (Spanien)“ nahmen. Im Samstagabendvortrag berichtet dann MIKE ZAWADZKI (Wedel) über „Erfolgsmodell Inseleidechse – Untersuchungen an Podarcis pityusensis“. Leider ist die Pityuseneidechse, das einzige endemische Landwirbeltier der Pityusen, durch die mit Olivenbäumen eingeschleppte Hufeisennatter äußerst stark gefährdet und auf vielen Stellen Ibizas bereits ausgerottet worden. Anschließend konnte in geselliger Runde ausgiebig bis in die späten Abendstunden geplaudert werden.

Am Sonntagmorgen startete das Vortragsprogramm mit „Eine Reise nach Norddalmatien“ von JOCHEN ZAUNER (Riedering), gefolgt von BART SPANOGHE (Ravels), der in „Die schwarzen Perlen – Timon lepidus ,Melanistic“ über melanistische Perleidechsen berichtete. Mit PETER OEFINGER (Düsseldorf) ging es danach auf „Eidechsensuche auf der Insel des Ikarus“ – und natürlich war die Suche auf der Insel Ikaria auch erfolgreich, wie die schönen Aufnahmen von Anatololacerta anatolica oertzeni und Ophisops elegans eindrucksvoll zeigten. Doch auch viel weiter nördlich lassen sich bereits wunderschöne Eidechsen erfolgreich beobachten, wie DETLEF SCHMIDT (Fritzlar) in seinem Vortrag „Beobachtungen in der nördlichsten Population der Mauereidechse (Podarcis muralis) in Maastricht (Niederlande)“ zeigte. Und zum Abschluss der Tagung ging es zusammen mit SÖNKE FRAHM (Norderstedt) zurück nach Griechenland: „Korfu – Grüne Insel im Ionischen Meer“, wo prächtige Riesensmaragdeidechsen und leuchtende Prachtkieleidechsen alle Anwesenden beeindruckten.

Die Tagung der AG Lacertiden war ein voller Erfolg, und ich möchte mich auch im Namen meiner Vorstandskollegen bei allen Referenten und Teilnehmern sowie allen helfenden Händen und unserer „Technik-Fee“ THOMAS BADER für das gute Gelingen bedanken!

Die nächste Jahrestagung der AG Lacertiden wird vom 15. bis 17. März 2024 wieder in Gersfeld stattfinden.

Mike Zawadzki

Teilnehmer der Jahrestagung 2023 der AG Lacertiden in Gersfeld. Foto: A. & S. TROIDL.