Bericht über die Jahrestagung der DGHT-AG Lacertiden vom 15. bis 17. März 2024 in Gersfeld/Rhön
Insgesamt 48 Teilnehmer fanden sich zur Jahrestagung der DGHT-AG Lacertiden im Bürgersaal der Stadthalle in Gersfeld ein.
Schon zum gemeinsamen Abendessen kam es am Freitag zum Wiedersehen mit alten Freunden und Bekannten. Bereits hier kam es zu intensiven Gesprächen und regem Austausch über die Geschehnisse in den Terrarien und die Erlebnisse auf Exkursionen. Es herrschte eine gute Stimmung. Anschließend konnten bereits 38 Zuhörer zum Begrüßungsvortrag im Bürgersaal gezählt werden. Alle folgten den Ausführungen JOCHEN ZAUNERs zu seinen „Herpetologischen Beobachtungen auf der Peloponnes“. Er berichtete von zwei Reisen in den Jahren 2006 und 2023 in den Westen der Halbinsel. Neben den Eidechsen Algyroides moreoticus, Hellenolacerta graeca, Lacerta trilineata, Podarcis ionicus, Podarcis peloponnesiacus und diversen Schlangen konnten auch einige Exemplare von Chamaeleo africanus aufgespürt werden. Den anschließenden Abend verbrachten die Teilnehmer in gemütlicher Runde im Lokal der Stadthalle.
Nach der Begrüßung und einigen einleitenden Worten von WOLFGANG BISCHOFF und JOCHEN ZAUNER startete unser Routinier SÖNKE FRAHM mit „Ein Kurzbesuch in Andalusien“ in den Vortrags-Samstag. Die nur wenigen Tage Reisezeit kompensierte er durch die Mithilfe von spanischen Herpetologen-Kollegen. So konnte er in der Sierra Nevada Podarcis vaucheri, Psammodromus algirus sowie die zwei Perleidechsenarten Timon lepidus und Timon nevadensis fotografieren. Bei einem Ausflug nach Malaga wurden auch einige Chamaeleo chamaeleon entdeckt. Trotz der frühen Reisezeit während der Osterferien 2023 also ein schöner Erfolg. STEVE HAHNEMANN zeigte uns in „Zwei linke Hände – der Bau von Freigehegen für Ungeschickte“ seine Freilandterrarien für die saisonale Haltung von Eidechsen in einer Kleingartenanlage in Aschersleben. Aufgrund des Standortes wurde auf betonierte Fundamente verzichtet und wir konnten drei Varianten, deren Bau und die dazugehörigen Materialien bestaunen. Wer gedacht hat, das Ostern an der Atlantikküste zu früh beziehungsweise zu kalt für Eidechsen sei, der wurde von RICHARD KOPECZKY und THOMAS BADER mit ihrem Doppelvortrag „Der Nordwesten der Iberischen Halbinsel zu Ostern – ein Hotspot nicht nur für Eidechsenliebhaber!“ vor und nach der Kaffeepause eines Besseren belehrt. Neben den passend zur Jahreszeit häufigen Amphibien konnte Team Austria auch die drei vorkommenden Vipern ablichten. Bei den Eidechsen sahen wir Bilder von Podarcis bocagei, Lacerta schreiberi, Timon lepidus, Psammodromus algirus, Podarcis lusitanicus, Acanthodactylus erythrurus an ihrem nördlichsten Verbreitungsgebiet und Iberolacerta galani. In der zweiten Hälfte wurden vom Picos de Europa und der Atlantikküste dann noch Iberolacerta monticola, Podarcis muralis und Podarcis carbonelli gezeigt. Als Abschluss kurz vor Abflug bestätigten sie dann noch die eingeschleppten Teira dugesii in Porto. Anschließend stellte uns MARTIN DIECKMANN einen Lebensraum in Frankreich vor. „Steifzüge durch ein Paradies – der Bollenberg im Elsass“. Mitten in den Weinbergen liegt eine in Mitteleuropa seltene Trockenrasen-Landschaft, in der sich neben vielen seltenen Insekten auch Podarcis muralis und Lacerta bilineata wohl fühlen.
Mit der „Besprechung anstehender Themen“ ging es nach der Mittagspause weiter. Der Präsident der DGHT DR. MARKUS MONZEL richtete sein Grußwort an die Tagungsteilnehmer und sprach über aktuelle Ereignisse. Politisch sei es aktuell ruhig, die Gegner unserer geliebten Tierhaltung legen wohl gerade eine Pause ein. Zum Onlinehandel wird es eine Stellungnahme der DGHT geben und die Basisarbeit der Arbeitsgemeinschaften ist ein elementares Standbein unserer Muttergesellschaft waren nur einige seiner Themen. WOLFGANG BISCHOFF bedankte sich bei MIKE ZAWADZKI, der nicht mehr für die AG- und Schriftleitung zur Verfügung steht. Bis zu den nächsten Wahlen in 2025 kooptierte das Leitungsteam PETER OEFINGER als zweiten Schriftleiter und JOCHEN ZAUNER als AG-Leiter. JOCHEN ZAUNER bedankte sich bei MIKE ZAWADZKI für seine 16-jährige Amtszeit und die vorbildhafte Arbeit als AG-Leiter. Leider konnte MIKE ZAWADZKI an der Tagung nicht teilnehmen und wir werden ihn dann nächstes Jahr ganz offiziell in den „Ruhestand“ verabschieden. Nach einer kurzen Vorstellung zur Person sprach JOCHEN ZAUNER noch über anstehende Themen wie zukünftige Referentengeschenke, Nachzuchtstatistik, Gewinnung von jungen AG-Mitgliedern, und Willkommenskultur zur besseren Kontaktaufnahme für Gäste, die das erste Mal unsere Tagung besuchen. Über die Spende von 1.000,00€ an die DGHT zur Unterstützung der Fertigstellung des 3. Mertensiella Geschichtsbandes wurde mit drei Enthaltungen und ohne Gegenstimmen positiv abgestimmt. Eine Nennung der AG als Premiumspender im Band sehen wir dabei als selbstverständliche Geste des Publikationsorganes. BART SPANOGHE (Eidechsenhalter und Tierarzt) stellte dann noch eine Studie aus Belgien vor, die sich mit der Borkenkrankheit bei den Smaragdeidechsen beschäftigt. Dabei konnte die Krankheit durch Medikamente zum Stillstand gebracht werden. Bisher führte der Krankheitsverlauf durch Ausbreitung leider immer zum Tod der Tiere. Durch die Mithilfe der AG-Mitglieder und Übergabe von Proben und Bildern wollen wir die Forschungen zukünftig unterstützen.
PETER OEFINGER startete dann mit „Andros – eine unbekannte Schönheit“ in den Nachmittag. Neben vielen Bildern von Podarcis erhardii zeigte er uns auch Aufnahmen der sehr scheuen Lacerta citrovittata. Nicht das erste Mal auf der Tagung, aber neu unter den Referenten, berichtete THOMAS WINTER von „Eidechsen, Schlangen und Amphibien – meine Funde in Montenegro und auf Krk“. Ein gelungener Einstand, und trotz schlechten Wetters konnte er in Montenegro Podarcis melisellensis, Podarcis muralis, Algyroides nigropunctatus, Lacerta trilineata und Lacerta viridis aufspüren. Von der Insel Krk zeigte er uns dann noch Podarcis siculus, Lacerta trilineata, Podarcis melisellensis und Algyroides nigropunctatus. Nach der Kaffeepause schweifte unser Blick nach Osten. TORSTEN PANNER und ROBERT HAUSDORF zeigten uns in „Oz und Moritz – Radebrechen und Steinedrehen in Armenien“ Bilder eines Reiszieles, welches nur ganz selten auf unserer Tagung im Programm stand. Dementsprechend „ausgefallen“ waren auch die Arten. Mit Darevskia nairensis, Darevskia valentini, Darevskia unisexualis, Darevskia dahli, Darevskia rostombekowi, Eremias arguta transcaucasica, Eremias strauchi, Lacerta agilis brevicaudata, Lacerta media media, Lacerta strigata und Pavilacerta parva kamen wir in den Genuss von selten gezeigten Eidechsen-Aufnahmen. Anschließend berichteten JOCHEN ZAUNER und JOSEF BECK über „Hellenolacerta graeca im Habitat und Terrarium“. Der erste Teil zeigte Bilder der Eidechsen und Ihrer Lebensräume auf der Peloponnes. Im zweiten Teil stellte uns JOSEF BECK seine Haltung in Innen- und Freilandterrarien vor. Neben Themen wie Beleuchtung, Einrichtung, Futter, Überwinterung konnten wir über die nun schon seit einigen Jahren erfolgreiche Nachzucht gute Einblicke bekommen. Der große Abendvortrag am Samstag wurde von WOLFGANG BISCHOFF gehalten. Wer könnte „Die Erforschung der Herpetofauna des Kaukasus am Beispiel der Echsen“ besser präsentieren, als unser langjähriger Schriftleiter. WOLFGANG BISCHOFF war nicht nur auf vielen Reisen im Kaukasus unterwegs, sondern hat auch drei Unterarten der Artwiner Eidechse, Darevskia derjugini beschrieben. Mit Darevskia rudis bischoffi ist auch eine der dort lebenden Eidechsen nach ihm benannt worden. Von PALLAS bis DAREVSKI reichte die Palette der an der Erforschung der kaukasischen beteiligten Naturforscher.
Nach langen Gesprächen endete der Abend für einige Teilnehmer erst mit der Schließung des Lokals in der Stadthalle.
Am Sonntag waren die Teilnehmer wieder gut gelaunt im Vortragssaal erschienen, um die zwei letzten Präsentationen zu genießen. STEVE HAHNEMANN setzte mit „Allochthone Mauereidechsen – eine naturschutzfachliche Herausforderung“ noch einen zweiten Vortrag drauf. Wir sahen Bilder von Podarcis muralis muralis, P. m. maculiventris und P. m. nigriventris aus verschiedenen eingeschleppten Populationen in Deutschland. Neben bekannten Aussetzungen in Dresden 1907 und Passau 1915 wachsen die Meldungen über die Ausbreitung der Art ständig an. Von 72 in 2008 bis auf 165 Vorkommen in Deutschland im Jahre 2023. Einen würdigen Abschluss lieferte uns dann PETER FRITZ mit „Von Sofia knapp 1700 km nach Varna am Schwarzen Meer – Herpetofauna, Kultur und Erinnerungen“. Wir konnten Interessantes aus mehreren Reisen erfahren. Erlebnisse mit dem verstorbenen bulgarischen Herpetologen und Buchautor ANDREI STOJANOV und Bilder aus Ost und West-Bulgarien waren nur ein Teil der Präsentation. Gebirgsarten wie Zootoca vivipara, die weit verbreitete Podarcis muralis, aber auch Podarcis tauricus und Lacerta viridis wurden gezeigt. Aus dem Südosten kam noch Podarcis erhardii riveti und von der Schwarzmeerküste dann noch Lacerta diplochondrodes dobrogica dazu.
Die nächste Jahrestagung der AG-Lacertiden wird vom 28. bis 30. März 2025 wieder in Gersfeld stattfinden. Ich möchte mich herzlich bei allen Teilnehmern für Ihr Kommen bedanken. Besonderer Dank gebührt den Referenten für Ihre durchwegs gelungenen Vorträge und dem Organisationsteam BARBARA und ROLF WARNECKE. THOMAS BADER danke ich für die Unterstützung bei technischen Fragen.
Die zweite Jahrestagung nach der Corona-Pause war besser besucht als jene von 2023. Sie macht Mut für die nächsten Jahre. Es hat sich gezeigt, dass ein persönliches Treffen und der direkte Austausch ein fester Bestandteil unseres Hobbys und nicht gänzlich durch digitale Medien zu ersetzen sind. Ich freue mich jetzt schon darauf, Sie alle 2025 wiederzusehen.
Jochen Zauner
Teilnehmer der Jahrestagung 2024 der AG Lacertiden in Gersfeld. Foto: A. & S. TROIDL