Haltungsbericht Lacerta trilineata trilineata



Lacerta t. trilineata im Zimmerterrarium

ANGELIKA und SIEGFRIED TROIDL, 1997

Männchen
Weibchen
Jungtiere

Herkunft

Die abgebildeten Tiere im oberen Bildblock sind Nachzuchten der zweiten und dritten Generation. Ihre Vorfahren stammen von der Peloponnes (Griechenland). Bemerkenswert ist die hohe Variabilität der Jungtiere dieser Region. Man findet fast zeichnungslose, gefleckte oder aber auch längsgestreifte Exemplare. Die Riesensmaragdeidechsen in den Hochlagen erreichen nur selten eine Gesamtlänge von über 50 cm. In den tiefergelegenen Regionen können diese Tiere Gesamtlängen von bis zu 60 cm erreichen.
Unsere adulten Weibchen haben eine Gesamtlänge von ca. 47 cm. Auffällig ist die türkise Kopffärbung der Weibchen, die sich erst nach Erreichen des zweiten Lebensjahres entwickelt hat und während der Paarungszeit besonders deutlich hervortritt. Das abgebildete Männchen hat eine Gesamtlänge von 55 cm.

Lacerta trilineata ist mit den folgenden Unterarten auf der Balkanhalbinsel und der Inselwelt im Ionischen und Ägäischen Meer, sowie im westlichen Drittel im asiatischen Teil der Türkei vertreten.

Lacerta trilineata trilineata BEDRIAGA 1886
Lacerta trilineata cariensis PETERS 1964
Lacerta trilineata citrovittata WERNER 1935
Lacerta trilineata diplochondrodes WETTSTEIN 1952
Lacerta trilineata dobrogica FUHN & MERTENS 1959
Lacerta trilineata galatiensis PETERS 1964
Lacerta trilineata hansschweizeri MÜLLER 1935
Lacerta trilineata major BOULENGER 1887
Lacerta trilineata polylepidota WETTSTEIN 1952

Gesamtverbreitungsgebiet



Bilddokumente

beim Schlupf / hatching
erster Tag / first day

Jungtiere 5 Monate alt
Jungtier 5 Monate alt

Männchen 4 Jahre alt / male 4 years old
Pärchen adult / adult pair

bei der Paarung / mating
Männchen adult / adult male

Weibchen adult / adult female
Weibchen 8 Monate alt / female 8 months old

Weibchen 8 Monate alt / female 8 months old
Weibchen 8 Monate alt / female 8 months old


Vergesellschaftung

In freier Natur werden Reviergrenzen oft heftig gegenüber anderen Artgenossen verteidigt. Vor allem Männchen gehen bei Grenzverletzungen nicht zimperlich miteinander um. In der räumlichen Begrenztheit des Terrariums wäre es einem unterlegenen Tier unmöglich, auf Dauer den Attacken eines stärkeren Artgenossen auszuweichen. Deshalb ist es besonders wichtig, gut harmonierende Paare oder Gruppen zu bilden. Ein Rezept gibt es dafür allerdings nicht. Vielmehr sind Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen des Halters gefragt. Ein Vorteil besteht aber darin, wenn man die Eidechsen bereits als Jungtiere aneinander gewöhnen kann. In den seltensten Fällen ist es möglich, mehrere Männchen in einem Terrarium zu halten. Ein Männchen zusammen mit mehreren Weibchen läßt sich leichter realisieren. Dies ist auch in Hinblick auf Nachzuchtversuche günstiger. Trotzdem sollte immer eine Möglichkeit zur Trennung vorhanden sein.

Ernährung

Die bevorzugte Nahrung sind Heimchen, Grillen, Heuschrecken, Raupen, Falter, Riesenschaben, Zophobas und Regenwürmer. Um ein gesundes Knochenwachstum zu erreichen, sind Zugaben von Kalk sehr wichtig. Aus diesem Grund erhalten unsere Eidechsen zerbröselte Sepiaschale, die auf dem Terrariumboden gestreut wird. Etwa einmal pro Woche bieten wir unseren Tieren das Multivitaminpräparat "Reptosol" an. Mit der Pipette werden einige Tropfen seitlich ans Maul gegeben. Die oft sehr scheuen Jungtiere erhalten das Vitaminpräparat während der ersten Lebenswochen über das Trinkwasser verabreicht.

Riesensmaragdeidechsen sind vorrangig Insektenfresser. Diese Tatsache macht die Pflege dieser Tiere mitunter sehr kostspielig. Eine eigene Futtertierzucht mit verschiedenen Insektenarten ist in unserem Fall aus den verschiedensten Gründen nicht realisierbar. Wir sind dazu übergegangen die Ernährung unserer Tiere teilweise mit Frostfutter abzudecken. Gefrostete Heuschrecken oder Grillen können natürlich kostengünstiger in größeren Mengen eingekauft werden. Frisch aufgetaut und bis auf Zimmertemperatur erwärmt wird dieses Futter von unseren Tieren gut angenommen. Ein Nachteil besteht allerdings darin, dass dieses Futter mit der Pinzette angeboten werden muss und übrig gebliebenes Futter nicht lange aufgehoben werden kann.

Terrarium und Einrichtung

Unsere Eidechsen sind in einem 130 x 60 x 100 cm (L-B-H), 110 x 50 x 95 cm (L-B-H) und in einem 100 x 50 x 95 cm (L-B-H) großen Vollglasterrarium untergebracht. Das Bodensubstrat besteht aus gewaschenem Kinderspielsand, der etwa 5 - 15 cm tief eingefüllt wurde. Für die Innengestaltung verwenden wir Korkrinde, Äste und künstliche Pflanzen. Nachfolgend ist das 130 cm lange Terrarium zu sehen. In diesem Terrarium ist ein Männchen mit drei Weibchen untergebracht.


Beleuchtung und Temperatur

Werden Eidechsen im Zimmerterrarium gehalten, ist eine ausreichende Beleuchtung enorm wichtig !! Wir haben mit Osram Biolux-Leuchtstoffröhren in Verbindung mit Philips 125 Watt HQL-Reflektorstrahlern die besten Erfahrungen gemacht. HQL-Reflektorstrahler sind sehr hell und können auch gleichzeitig als Wärmequelle genutzt werden. Außerdem verfügen diese Strahler über einen hohen Anteil an UV-A Strahlung (siehe Spektrum im unteren Bild). Auf den Sitzflächen unter dem Strahler werden in einem Abstand von circa 30 cm Temperaturen von gut 40° erreicht. Im unteren Bereich des Terrariums herrschen Temperaturen von etwa 23°. Die Leuchtstoffröhren brennen je nach Jahreszeit zwischen 8 und 12 Stunden. Der Reflektorstrahler wird über die Tagesmitte 3 bis 5 Stunden dazugeschaltet.. Von großer Bedeutung ist auch ein ausreichendes Temperaturgefälle, das den Tieren stets einen Rückzug in kühlere Bereiche gestattet.

Auf der folgenden Abbildung ist die Philips 125 Watt HQL-Reflektorlampe (HPL-R 125W) dargestellt.

(Quecksilberdampflampen können nur mit einem entsprechenden Vorschaltgerät betrieben werden !!!)

Die Jungtiere im Aufzuchtterrarium werden zusätzlich jeden zweiten Tag 15 Minuten mit einer Osram-Ultravitaluxlampe bestrahlt.

Eiablage

Unsere Weibchen produzierten meistens drei Gelege im Jahr mit 10 bis 20 Eiern pro Gelege. Die Eier wurden immer an einer zuvor leicht feucht gehaltenen Stelle im Sand vergraben. Dabei war auffällig, dass große Gelege stets kleine Eier enthielten und umgekehrt. So betrug das durchschnittliche Eigewicht bei großen Gelegen 1g und bei kleinen Gelegen 1,5g. Die Ablage der Eier erfolgte stets über Nacht.

Zeitigung

Beim Überführen des Geleges in den Brutkasten ist darauf zu achten, dass die Eier nicht gedreht werden. Zur Sicherheit kann die Oberseite vorsichtig mit einem Bleistift markiert werden. Zum Bebrüten verwenden wir die "Jäger-Kunstglucke" (Aufnahme 5 handelsübliche Grillen-Dosen) oder den Brutapparat der Firma Bruja, in dem 12 dieser Plastikdosen Platz finden. Beide Geräte sind Flächenbrüter und werden mit dem jeweils dazugehörigen Feuchtbruteinsatz betrieben. Die Bruttemperatur beträgt 27° - 28°. Bei diesen Temperaturen beträgt die Inkubationszeit 80-85 Tage. Als Brutsubstrat eignet sich Vermiculit in mittlerer Körnung am besten. Das Vermiculit wird in die Plastikdose gefüllt und mit Wasser im Verhältnis 1 : 1,5 Gewichtsanteilen gemischt. In unserem Fall 40 Gramm Vermiculit mit 60 Gramm Wasser. Um den Sauerstoffaustausch zu gewährleisten, haben wir den Deckel der Dose mit einigen kleinen Löchern perforiert. Die Eier wurden dann in kleine Mulden, die mit dem Finger in das Substrat gedrückt wurden, eingebettet. Damit das Vermiculit während der gesamten Zeitigungsdauer eine gleichbleibende Feuchtigkeit hat, wiegen wir das Plastikdöschen nach dem Einbringen der Eier. Das Gewicht wird einmal in der Woche geprüft und der Gewichtsverlust durch Zugabe von Wasser ausgeglichen. Dabei ist zu beachten, dass beim Nachfüllen das Wasser nicht direkt auf die Eier gegeben wird. Mit einer 5 ml Einwegspritze (ohne Nadel) lässt sich das Wasser sehr gut dosieren und in das Substrat träufeln.

Überwinterung

Wenn die Möglichkeit besteht, die Tiere bei etwa 5-7° zu überwintern, ist dies sicherlich zu empfehlen. Bei diesen Temperaturen können die Eidechsen etwa zwei Monate lang ruhen. Wichtig ist eine ausreichende Feuchtigkeit (nicht Nässe) im Bodensubstrat. Einige Halter überwintern ihre Eidechsen mit gutem Erfolg in einem Kühlschrank. Unsere Eidechsen halten nur eine Art Pseudowinterruhe im Terrarium von einigen Wochen. Während dieser Zeit wird einfach nur die Beleuchtung abgeschaltet. Insgesamt versuchen wir den Wechsel der Jahreszeiten durch eine ansteigende und abfallende Beleuchtungsdauer zu simulieren.

Verfasser: ANGELIKA und SIEGFRIED TROIDL, Händelstraße 8, D-90768 Fürth