Südeuropäische Mauereidechsen im Berggarten Hannover

Südeuropäische Mauereidechsen im Berggarten Hannover

MATHIAS KOTHE
April 2009


Im August 2008 bin ich auf ein Foto aus dem Berggarten Hannover aufmerksam geworden, auf dem eine Italienische Mauereidechse abgebildet war. Da ich bisher noch nie von freilebenden südeuropäischen Eidechsen in Norddeutschland gehört hatte, war ich sehr überrascht, daß dieses nun ausgerechnet in Hannover, quasi vor meiner Haustür der Fall sein sollte. Bei nächster Gelegenheit besuchte ich daraufhin also den Berggarten und sah tatsächlich einige grünrückige Mauereidechsen und sogar Nachwuchs.

Abb.1 + 2 Die Mauereidechsen im Berggarten Hannover
(August 2008)

Abb. 3 weibliche Mauereidechse

Bei meinem zweiten Besuch im September konnte ich dann auch noch 4-5 Jungtiere beobachten, die wohl erst vor einigen Tagen geschlüpft waren. Sie hielten sich alle innerhalb weniger Quadratmeter an der selben Stelle auf. Etwa 2 Wochen später fielen die Temperaturen so weit, daß die Tiere sich vermutlich in ihr Winterquartier zurückgezogen haben.

Die Beobachtungen im Frühjahr 2009:

Mitte März 2009 bin ich das erste mal wieder im Berggarten gewesen und es waren auch schon Eidechsen draussen. Da dieser Winter verhältnismässig lang und durchgehend kalt war (etwa von Ende September bis Mitte März), dürften die Tiere vermutlich fast 5 Monate ohne Unterbrechung im Winterversteck verbracht haben. Gesehen habe ich an dem Tag bei sonnigem Wetter, kaltem Wind und etwa 12 Grad Lufttemperatur zwei Männchen und ein Jungtier.

Abb. 4 Männchen kurz nach der Winterruhe. (Foto 17/03/2009)
Abb. 5 Dieses Weibchen war sehr abgemagert. (Foto 31/03/2009)

Anfang April hatte endlich der Frühling im Berggarten Einzug gehalten. Auch wenn die Luft noch kühl war, sorgte die Sonne nun schon für angenehm warme Temperaturen. Die Eidechsen waren jetzt auch viel aufmerksamer und aktiver als noch vor zwei Wochen.

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Abb. 6 Schwierige Entscheidung: weiter gucken, was er will oder doch lieber abhauen? Dieses Männchen hat netterweise noch gewartet, bis ich das Foto gemacht hatte.
Abb. 7 Die Echsen werden häufig durch vorbeigehende Besucher verscheucht, um dann aber kurze Zeit später wieder hervor zulucken. Von den Besuchern bleiben sie fast immer unbemerkt.

Abb. 8 Nachdem ich die letzten beiden Male kein einziges Jungtier gesehen hatte, befürchtete ich schon, sie wären den zahlreichen Rabenvögeln und Amseln zum Opfer gefallen.
Abb. 9 Gestern dann die Überraschung, mindestens 3 Junge und zwei halbwüchsige Eidechsen. Dafür aber habe ich von den 'üblichen' Adulten nur eine einzige entdecken können; sie hielten sich wohl in den nicht einsehbaren Bereichen der Beete auf.

Abb. 10 Kinderstube

Abb. 11 Die Jungen haben schon den selben prüfenden Blick, wie die Erwachsenen.
Abb. 12 Ein wohlgenährtes Weibchen.. Das Nahrungsangebot scheint gut zu sein. Mitte April, etwa 4 Wochen nach beenden der Winterruhe sahen die Tiere alle ziemlich gut genährt aus.

Abschliessender Eindruck im Mai 2009:

Die Population der etwa 6-8 Erwachsenen und derzeit vielleicht 4-6 jungen oder halbwüchsigen Echsen beschränkt sich offenbar auf den Kernbereich des Steingartens auf einer Fläche von, grob geschätzt etwa 800 Quadratmetern. Obwohl ich auch immer mal wieder die umliegenden Areale abgesucht habe, scheinen sich dort bisher keine Eidechsen aufzuhalten. Über Zeitpunkt und Herkunft habe ich bisher nichts erfahren. Ich vermute aber, das die Tiere erst vor wenigen Jahren dort ausgesetzt wurden, sofern sie nicht mit einer Pflanzenlieferung eingeschleppt wurden. Von besonderem Interesse scheint mir die Frage, aus wievielen Individuen die Population ursprünglich gegründet wurde. Dem Aussehen nach und den Vergleichen mit Tieren aus Passau vermute ich, daß es sich um die Unterart Podarcis muralis nigriventris handelt.

Wie erfolgreich sich die Population auf Dauer halten und etablieren kann, bleibt wohl erst einmal abzuwarten. Der besiedelbare Bereich innerhalb des Gartens bietet meiner Einschätzung nach kaum mehr als 20-30 Individuen ausreichend Platz. Die angrenzenden Bereiche sind im Süden Gewächshäuser, im Westen Rasenfläche, nach Norden ebenfalls Rasen sowie Beete, weiter hinten Bäume und Heideflächen. Zur Ostseite befinden sich Betriebsgebäude. Der gesamte Berggarten ist von einer Mauer umgeben, die aber in weiten Teilen kaum Sonnenplätze bietet. Der nach Süden gerichtete Mauerabschnitt liegt zur Strasse hin und bietet praktisch keine Versteckmöglichkeiten (Rasen und Beete). Ob sich diese attraktiven kleinen Reptilien hier einen neuen Lebensraum erobern und sich vielleicht sogar über die Grenzen der umgebenden Parkmauern ausbreiten können, wird mit Spannung weiter beobachtet.

Hier zum Schluss noch einige Aufnahmen der Tiere und vom Biotop:

Abb. 13 Dieses Männchen habe ich bei meinen Besuchen immer wieder an unterschiedlichen Stellen angetroffen.
Abb. 14 Foto: © Katharina Miehe, 2009

Abb. 15 Nach einem kräftigen Wind waren die ersten Blüten von den Bäumen herunter gekommen und der halbe Garten sah aus wie nach einem Schneeschauer.
Foto:
© Katharina Miehe, 2009

Abb. 15 Die 'Kanarenecke' des Gartens.
Foto:
© Katharina Miehe, 2009

Abb. 17 Das gleiche Weibchen wie Abb. 5 (Foto: 31/03/2009)

Abb. 18 Männchen (Foto: 31/03/2009)

Abb. 19 Weibchen, wahrscheinlich das selbe Tier wie in Abb. 5, heute mal im Baum.
(Foto: 07/04/2009)

Abb. 20 Dieses Männchen ist ins Gewächshaus geflüchtet. Ob es durch das Loch nach innen durch konnte, habe ich nicht beobachten können (Foto: 03/04/2009)

Abb. 21 Juntier (Foto: 04/05/2009)

Abb. 22

Abb. 23 Wer bist Du denn?

Abbildungen:

© Mathias Kothe, 2008-2009
© Katharina Miehe, 2008-2009