Anhand der folgenden Beispiele wird ein möglicher Verbreitungsweg von nicht einheimischen Eidechsen durch den LKW-Fernverkehr beschrieben. Durch glückliche Umstände konnten drei Eidechsen beim Entladen von Lebensmittel- und Pflanzen-Lieferungen aus Italien eingefangen werden.

Im November 2003 erhielt ich einen Anruf von einer Freundin, die in Pilisvörösvár wohnt und arbeitet. Pilisvörösvár (dt. Rotenburg oder auch Werischwar) ist eine kleine Stadt in Ungarn im Ofener Bergland, etwa 17 km von Budapest entfernt. Meine Bekannte arbeitete damals bei einer Logistikfirma, die regelmäßig LKW mit Lieferungen aus Italien ausgeladen haben. Beim Entladen eines Lebensmitteltransportes wurde von den Mitarbeitern eine kleine Eidechse entdeckt. Es war November und relativ kühl, sodass die kleine Eidechse ohne Probleme eingefangen werden konnte. Ich fuhr nach dem Anruf dorthin, um das Tier in Empfang zu nehmen. Mir war sofort klar, dass es sich um eine Ruineneidechse (Podarcis sicula) handelt. Man hatte mir mitgeteilt, dass der Transport aus Norditalien kam und somit konnte ich auch die Unterart (Podarcis sicula campestris) bestimmen. Ich überführte die Eidechse in ein kleines Terrarium. "Gepetto" hatte sich rasch eingelebt und ging ohne Probleme ans Futter. Wie auf Abb.4 zu sehen ist, erwies sich „Gepetto“ als wahrer Ausbruchkünstler und ich musste ihn immer wieder im Zimmer einfangen.

Von Herrn Oszkár Orosz habe ich noch Informationen über zwei sehr ähnliche Fälle erhalten. Demnach konnte er im Frühling und Herbst 2006 jeweils ein Männchen von Podarcis muralis nigriventris beim entladen der LKW in einer Gärtnerei in Szigetszentmiklós (Csepel Insel, südlich vom Budapest) einfangen. Die Eidechsen waren mit Lieferungen von Pflanzen aus Pistoia (Italien) gereist. Es ist durchaus denkbar, dass bei diesen Gelegenheiten noch weitere Eidechsen angekommen sind. Bisher konnten aber auf dem Gelände bzw. der näheren Umgebung der Gärtnerei nur die hier einheimischen P. muralis muralis, L. agilis argus und L. viridis viridis angetroffen werden.
Die beiden eingefangenen italienischen Mauereidechsen werden in Terrarien gepflegt und entwickeln sich gut (Abb. 5+6).