Eingeschleppte Mauereidechsen in Donauwörth

Eingeschleppte Mauereidechsen in Donauwörth

JÜRGEN GEBHART
Oktober 2007

Mitte September 2007 hatte ich die Gelegenheit, den Gerüchten über eine Population von Mauereidechsen (Podarcis muralis) im Bereich des Bahnhofes von Donauwörth nachzugehen. Die Grosse Kreisstadt Donauwörth liegt an der Mündung der Wörnitz in die Donau (48° 43'. nördlicher Breite und 10° 47' östlicher Länge). Die Höhenlage beträgt am Bahnhof 403 Meter.

Abb. 1
Abb. 2

Abb. 3
Abb. 4

Kurz nach meinem Eintreffen am Bahnhof konnte ich bereits die ersten Mauereidechsen ausfindig machen. Die Umgebung des Bahnhofes bietet für Mauereidechsen hervorragende Lebensbedingungen wie z.B. stillgelegte Gleisanlagen, Brachflächen und marodes Mauerwerk (Abb. 1 bis 4).

Abb. 5 (Männchen)

Es war sonnig bei milden Temperaturen und somit optimales Wetter für eine derartige Exkursion. Dennoch war ich sehr überrascht, so viele Mauereidechsen antreffen zu können. Es handelt sich hier um eine sehr starke Population wie ich sie in der Toskana, Südtirol und sonst wo nie gefunden habe. Allein in dem Bereich, der auf Abbildung 4 zu sehen ist, fand ich 14 adulte und eine unzählbare Menge an juvenilen (Schlüpflinge und einige Monate alte) Mauereidechsen. Auch die Abbildungen 6 bis 8 belegen die an vielen Stellen sehr hohe Populationsdichte.

Abb. 6
Abb. 7

Abb. 8
Abb. 9

Laut eines Bekannten breitet sich die Population in nordwestlicher Richtung aus. Die komplette Stärke lässt sich schwer schätzen, aber es handelt sich mit Sicherheit um einige hundert Tiere.
Mir war aufgefallen, dass sich die Eidechsen durch akustische Störungen (Autos, ankommende bzw. abfahrende Züge) nicht aus der Ruhe bringen lassen, hingegen auf Menschen eine Fluchtdistanz von teilweise 5 Meter und mehr haben.

Obwohl diese Tiere, abgesehen von ihrem typischen Geschlechtsdimorphismus (siehe Abb. 10 bis 13), sehr einheitlich in Erscheinung treten, nutzte ich die Gelegenheit, viele dieser Eidechsen zu fotografieren. Die nachfolgenden Aufnahmen geben dadurch sehr gut einen morphologischen Gesamteindruck dieser Population wieder.

Abb. 10 (Männchen)
Abb. 11 (Männchen)

Abb. 12 (Weibchen)
Abb. 13 (Weibchen)

Abb. 14
Abb. 15

Abb. 16
Abb. 17

Abb. 18
Abb. 19

Abb. 20
Abb. 21

Abb. 22
Abb. 23

Bezüglich des Zeitpunktes und der Art der Verschleppung liegen mir keine Informationen vor. Man kann jedoch auf Grund des Standortes (Bahnhofgelände) von einer Einschleppung durch den Güterverkehr ausgehen.

Nachtrag 08.01.08:

Vor Kurzem wurden die Donauwörther Mauereidechsen genetisch untersucht (Dr. Werner Mayer, Naturhistorisches Museum Wien). Es handelt sich dabei um den West-Typ der Subspecies maculiventris, dessen natürliches Areal sich von Ligurien über den größten Teil der Poebene (westlicher Teil) und Tirol bis ins Bayrische Oberaudorf erstreckt.