Ausgesetzte Mauereidechsen an der Stadtmauer von Ulm

Ausgesetzte Mauereidechsen (Podarcis muralis) an der Stadtmauer von Ulm

JÜRGEN GEBHART
Oktober 2010

Am 10.10.2010 habe ich von Siegfried Troidl die Information erhalten, dass es eventuell eine Mauereidechsen-Population in Ulm gibt. Die Tiere sollen dort an der Stadtmauer entlang der Donau leben.
Am 11.10. bin ich nach Ulm gefahren. Nach etwa einer Stunde Fahrzeit habe ich mein Ziel gegen 11 Uhr erreicht. Die Lufttemperatur betrug 11 Grad und es war ein wolkenloser, sonniger Tag.

Nachdem ich keine genaueren Informationen hatte und ich mir das Habitat nicht wirklich vorstellen konnte, bin ich vom Fischerviertel ca. 300 m in westliche Richtung gelaufen. Dort waren einige Mauern und Mäuerchen die zum Teil bewachsen waren. Zum Teil wurde die Stadtmauer auch "eidechsenuntauglich" renoviert (keine Ritzen und Spalten).
Als ich nicht fündig wurde bin ich wieder zu meinem Ausgangspunkt zurück und von dort ca. 500 m in östliche Richtung gelaufen. Auf diesem Teilstück ist ein großer Teil der alten Stadtmauer erhalten, aber auch dort konnte ich, obwohl es „eidechsenfreundlich“ aussah, keine Tiere finden.

Abb. 1

Ich hatte mir zum Ziel gesetzt bis zur Herdbrück zu gehen und wenn ich bis dahin nicht fündig werde wieder umzudrehen und den „Fundort Ulm“ (wie auch schon den „Fundort Ingolstadt“) als ergebnislos abzuhaken.
An der Herdbrück angekommen trieb mich meine Neugier aber weiter und schon 20 Meter nach der Brücke konnte ich die ersten Mauereidechsen finden.

Abb. 2 - 5: Fundort der ersten Eidechsen, dahinter Herdbrücke.

Abb. 3

Abb. 4

Abb. 5

Die Eidechsen hatten auf Grund der vielen Menschen, die dort spazieren gehen, eine geringe Fluchtdistanz. Einigen Tieren konnte man sich bis zu einem Meter nähern.

Abb. 6: Südöstlich exponierte Stadtmauer entlang der Donau. An dieser Mauer konnte ich einige Mauereidechsen finden (siehe Abb. 7 -13).

Abb. 7

Abb. 8

Abb. 9

Abb. 10

Abb. 11

Abb. 12

Abb. 13

Abb. 14 - 17: Auch an der Mauer darüber und im dort angelegten Rosengarten sah ich Mauereidechsen.

Abb. 15

Abb. 16

Abb. 17

Abb. 18 - 20: Ebenso wurde ich hinter den Mauern an einem Kindergarten und an der Mauer einer Wohnanlage fündig.

Abb. 19

Abb. 20

Direkt an der Donau, bei den zur Ufersicherung dienenden Steinen, konnten keine Tiere gefunden werden. Ein Grund hierfür dürfte sein, dass die Donau hier ab und an über die Ufer tritt.

Abb. 21: Weg und Stadtmauer an der Donau. Darüber der Rosengarten, darüber Wohnanlage und Kindergarten. Aufnahme von der Herdbrücke.

Gegen 12.45 Uhr, die Temperatur betrug jetzt 14 Grad, konnte ich nur noch sehr wenige Tiere ausfindig machen. Auch an Plätzen, wo sie sich zuvor gesonnt hatten, waren kaum noch Eidechsen zu beobachten. Insgesamt konnte ich 36 adulte und zwei juvenile Mauereidechsen finden.
Im Gegensatz zu den allochthonen „Bahnhofspopulationen“, wo die Eidechsen meist dicht an dicht leben, verteilen sich die Tiere an der Ulmer Stadtmauer auf ein relativ großes Areal.
Die Stadtmauer und der Rosengarten scheinen für die Eidechsen einen perfekten Lebensraum darzustellen. Mein erster Gedanke war "die passen dort richtig gut hin". Vermutlich hatten sich das auch Andere gedacht als sie die Tiere ganz gezielt dort ausgesetzt haben. Eine Einschleppung über den nahe gelegenen Bahnhof (in westlicher Richtung) halte ich für ausgeschlossen.


Nachtrag 22.3.2011

ULRICH SCHULTE

Inzwischen sind die Proben aus Ulm genetisch untersucht worden. Es handelt sich hierbei um die Südalpenlinie, mit dem natürlichen Areal: Ligurien, größter westl. Teil der Poebene, Tirol und Oberaudorf;


Nachtrag 7.6.2011

GUNTRAM DEICHSEL

Die große phaänotypischehe Heterogenität der Kolonie an der Adlerbastei macht die Hypothese, dass sich in Ulm eine Mischpopulation verschiedener Haplotypen etabliert hat, plausibel.
Das grüne Männchen (Abb. 22) könnte ein P. m. maculiventris (westliche oder Southern Alps – Linie) – Hybride mit P. m. nigriventris (Tuscany – Linie) sein.
Diese Vermutung ließe sich mit einer (bisher nicht geplanten) Mikrosatellitenanalyse von Kern-DNA bestätigen.
Das braune Männchen (Abb. 23) wurde unmittelbar am Donauufer unterhalb der Adlerbastei beobachtet, das Weibchen (Abb. 24) und das grüne Männchen an der gärtnerisch gestalteten Böschung zwischen Adlerbastei und Gänstorbrücke.

Abb. 22 (Männchen)

Abb. 23 (Männchen)

Abb. 24 (Weibchen)