× Mit dem Verbreitungsatlas der Amphibien und Reptilien Roms legt das vielköpfige Autorenteam ein Werk vor, das -soweit dem Rezensenten bekannt - erstmalig detailliert Auskunft über die urbane Herpetofauna einer mediterranen, international bedeutsamen Großstadt liefert. Allein schon die Abgrenzung des Untersuchungsraumes ist bemerkenswert, die sich nämlich nicht an der Stadtgrenze orientiert, sondern an der ringförmig das Stadtzentrum umgebenden Autobahn (Grande Raccordo Annulare) und damit statt eines administrativen einen funktionalen Charakter besitzt. Die Vielfalt der römischen Stadtlandschaften innerhalb des 360 km² großen Untersuchungsraumes wird anhand zahlreicher Photos belegt, die von der historischen Altstadt und den hochgradig versiegelten Innenstadtbereichen zur Peripherie hin über zunehmend aufgelockerte Stadtteile bis hin zu agrarisch genutzten Randzonen reichen. Gleichzeitig liefern die Photos einen ersten Hinweis auf das Angebot herpetologisch relevanter Lebensraumtypen. Exemplarisch seien hier die archäologischen Fundstätten und historische Parkanlagen aber auch weitere naturnahe Flächen genannt, denen als innerstädtischen Refugialbiotopen eine besondere Bedeutung zukommt. Die Genese des 1996 gestarteten Kartierungsprojektes, die von über hundert Mitarbeitern stammende Datenbasis sowie der verwendete Erfassungsbogen werden kurz vorgestellt. Grundlage der Verbreitungskarten ist ein UTM-km²-Raster. Den eigentlichen Artkapiteln wird ein mit Zeichnungen unterstützer Bestimmungsschlüssel vorangestellt. Die doppelseitigen Artkapitel sind jeweils nach folgendem Schema aufgebaut: Photo, Gesamtverbreitung, Vorkommen in Rom, Verbreitungskarte, tab. Angabe der Präsenzwerte für die Zeitintervalle 1980-1995, 1996-2002, 1980-2002, Biologie und ökologie. Das aktuelle, seit 1996 dokumentierte Artenspektrum setzt sich aus 10 Amhibien- und 16 Reptilienarten zusammen, darunter mit T. scripta eine allochthone Art. Die meisten Amphibienarten sind nur noch relikthaft im Stadtgebiet nachweisbar. So liegen die aktuellen Präsenzwerte von S. terdigitata, R. dalmatina, R. italica, T. carnifex und H. intermedia zwischen 0,3 und 2,2% und selbst T. vulgaris wurde nur in 3% der Untersuchungsraster nachgewiesen. Höhere Präsenzwerte werden für B. viridis (8%) angegeben, aber lediglich der Wasserfroschkomplex R. bergeri / R. kl. hispanica (16,7%) und B. bufo (17,2%) sind im Stadtgebiet von Rom noch relativ verbreitet. Ein deutlich anderes Bild ergibt sich für die Reptilienfauna: Während auch hier neun Arten nur Präsenzwerte zwischen 0,8 und 5% erreichen (in aufsteigender Reihenfolge: N. tesselata, T. hermanni, E. orbicularis, E. quattuorlineata, V. aspis, A. fragilis, T. scripta, E. longissima, N. natrix), sind die übrigen 7 Taxa noch relativ verbreitet und z.T. sogar bemerkenswert häufig. So liegen die Präsenzwerte von Ch. chalcides, H. turcicus und L. bilineata zwischen 15,5 und 17,2 und C. viridiflavus ist mit 19,4 die mit Abstand am weitesten verbreitete Schlangenart in der Großstadt Rom. Noch deutlich höhere Werte werden von T. mauritanica (28%), P. muralis (45,5%) und schließlich P. sicula (62,2) erreicht, die selbst in der Innenstadt regelmäßig auftreten und die die urbanen Raumstrukturen offensichtlich erfolgreich zu nutzen wissen. Ein Vergleich mit älteren Daten belegt, dass vier Arten ausgestorben sind (S. salamandra, B. variegata, C. austriaca, C. girondica) und dass die Bestände mehrerer weiterer Taxa in den letzten Jahren einen dramatischen Rückgang aufweisen (S. terdigitata, B. viridis, R. dalmatina, R. italica, E. orbicularis, L. bilineata, E. quattuorlineata, E. longissima). Abschließend kann dem kompetenten Autorenteam sowie dem Umwelt- und Kulturamt der Stadt Rom, die als Herausgeber des Verbreitungsatlas fungieren, ein großes Lob ausgesprochen werden. Italienische Sprachkenntnisse sind für das Verständnis der Arbeit nicht zwingend notwendig, da die wichtigsten Aussagen des klar gegliederten und sehr ansprechend gestalteten Heftes selbsterklärend sind. Vor diesem Hintergrund ist dieser Herpetofauna von Rom eine weite Verbreitung – und Folgeprojekte aus weiteren Großstädten! - zu wünschen.